Für Reste und Proteste: Lippenstift-Pinsel
Nachhaltigkeit und Lippenstift – echt jetzt? Ja. Es ist ein gutes Beispiel dafür, wie die (Kosmetik-)Industrie in Sachen Profit und Nachhaltigkeit agiert. Schon einmal nachgemessen, wieviel benützbare Substanz ein Lippenstift bietet und wieviel „unterirdisch“ im Schaft verankert ist?
Neu gekauft stellt meine Lieblingsmarke knapp 3 Zentimeter zur Verfügung, wenn auch mit abgeschrägter Kante (wie fast alle Lippenstifte). Im Schaft und damit nicht durch Herausdrehen benützbar stecken 1,5 Zentimeter der Schminkmasse. Der Lippenstift ist also bewusst so konzipiert, dass mehr als ein Drittel des Produktes in der angebotenen Form nicht konsumierbar ist.
Die Hersteller können so davon ausgehen, dass genügend Konsumentinnen mehr als 30 Prozent des Produktes wegwerfen und ein neues kaufen. Verschwendetes Geld, verschwendete Ressourcen, mehr Müll als nötig – jeweils im Verhältnis 2 zu 1.
Wie schwer kann es wohl sein, ein Produkt zu designen, das sich komplett benützen lässt? Schließlich muss es auch komplett bezahlt werden. Und wer sich an „Piper“ erinnert: Bei zuckrigem Schleckeis für wenig Geld klappt(e) das ganz hervorragend. Bei Lippenstiften dagegen, die je nach Marke auch 30 Euro oder mehr kosten, nehmen die Konsumentinnen bisher brav alles hin.
Die Alternativen? Ungeschminkt bleiben (für Naturschönheiten) oder einen Kosmetik-Pinsel kaufen und die Lippenfarbe damit auftragen, bis der Stift leer ist. Zu Hause ist das leicht, zum Mitnehmen in der Handtasche empfiehlt es sich nicht so sehr.
Text ♥ lui Foto: lui