Was genau ist „Sharing Economy“?
Sharing Economy ist – genau wie Nachhaltigkeit – ein Sammelbegriff. Er hat keine exakt definierten Grenzen, entwickelt seine Bedeutung laufend weiter und wird generell in seiner englischen Version benützt. Sinngemäß könnte eine Übersetzung „Wirtschaft des Teilens“ oder „gemeinsame Nutzung von Gütern“ lauten, greift aber zu kurz. Das Thema füllt Bücher. Generell meint Sharing Economy, dass Menschen Güter nützen können, ohne sie vorher zu kaufen.
Büchereien, Carsharing, Genossenschaften
Klassische Beispiele: Büchereien mit einer geringen Leihgebühr und „offene Bücherschränke“. Letztere sind öffentlich zugängliche Regale in jeder Form (Fensterbretter in einem Stiegenhaus, Schränke in einer Mauernische, alte Telefonzellen wie etwa auf den Wiener Mistplätzen). Jede und jeder kann dort nach Belieben Bücher deponieren und andere gratis entnehmen.
Ursprünglich steckt der Gedanke der gemeinsamen Nutzung von Ressourcen hinter dem Zugang der Sharing Economy. Mehr Menschen als nur jene, die sich alles leisten können, sollten von den vorhandenen Gütern, Fertigkeiten und Kompetenzen profitieren. Neben Büchereien sind Genossenschaften bekannte Vertreter dieses Modelles. Als Beispiel: In einer landwirtschaftlichen Genossenschaft nützen viele Landwirte gemeinsam einen großen Fuhrpark mit Traktoren, Mähdreschern und vielen anderen Geräten. Ein einzelner Landwirt allein hätte nicht alle Maschinen kaufen könne.
Konkurrenz für Hotels
Am Ursprung der Sharing Economy stand also eher der Gedanke des Teilens und Gemeinsam-Benützens für geringes oder angemessenes Entgelt. Mittlerweile haben sich einige Stränge der Sharing Economy so entwickelt, dass die traditionelle Wirtschaft nach Regulationen ruft. Das klassische Beispiel dafür ist die Plattform Airbnb. Was als kurzzeitige Vermietung eines privaten Zimmers oder einer privaten Wohnung begonnen hat, ist nun ein lukratives kommerzielles Geschäftsmodell und ernstzunehmende Konkurrenz für Hotels auf der ganzen Welt.
Einen anderen modernen Aspekt der Sharing Economy bildet Carsharing ab. Großstädte forcieren das Modell, weil sie auf den Rückgang von Autos im Privatbesitz hoffen. Der Gedanke: Kein eigenes Auto besitzen müssen, aber trotzdem immer eines gegen Entgelt nützen können, wenn’s nötig ist. Dazwischen fährt man mit dem Rad oder den Öffis. Letztere kann man übrigens auch als Sharing Economy betrachten. Die Öffis werden zum Löwenanteil von der Gemeinschaft (durch Steuern, Abgaben) finanziert, nicht durch den Verkauf der einzelnen Fahrscheine oder Jahreskarten.
Sharing Economy kann also mit viel, wenig oder gar keinem Entgelt verbunden sein. Ein klassisches Beispiel für Gratis-Nutzungen sind die Entwicklungen im Bereich der Open Software. Das Online-Lexikon Wikipedia ist ein weiterer Klassiker, hier wird von einigen Engagierten gratis Wissen für alle zur Verfügung gestellt. Kost-Nix-Läden, wie es sie z.B. in Wien und Graz gibt, stellen gespendete Gegenstände gratis für sozial Schwächere bereit.
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